Dass er die ursprüngliche Bezeichnung “Weiterentwicklungsprojekt” gegen den von uns verwendeten Terminus “Ortsentwicklung” getauscht hat, bleibt die einzig wirkliche gravierende Veränderung seines „Beton statt Natur Projekts“.
Weiter im Alleingang
Seit der Präsentation des Projekts sind mehr als zwei Jahre vergangen, die Bevölkerung wurde NICHT eingebunden und die einzigen Gespräche mit den anderen Parteien fanden im Zuge einer Ausschusssitzung, bzw einer 40-minütigen GR-Sitzung statt. Die Kernaussage, dass sich andere von TSV geplante Projekte leichter umsetzen lassen, wenn die Arbeiten in der Wr. Neustädter Straße rasch beginnen, ist nicht nur eine überflüssige „Drohgebärde“ sondern auch falsch.
Der Plan
Kurz zur Erinnerung: Fast 500 Wohneinheiten - was zwangsläufig fast 1000 Pkws mit sich bringt - ein Sportzentrum, Kleingartenanlagen und nicht zu vergessen ein Kindergarten (jener in der Otto Glöckel Straße wird zur Zeit im Flächenwidmungsplan rückgewidmet, damit ja niemand auf die Idee kommt, ihn gegebenenfalls für eben diesen Zweck zu verwenden - so kann man auch Bedarf für einen Neubau schaffen), stehen auf der Soll-Seite des Versiegelungsprojekts unserer Gemeinde. Ach ja und ein Radweg ins “Zentrum” für den “Mobilitätsfreiraum für alle”.
Wahrheit oder Fake-News?
Kommen wir zu jenem Punkt, der vielen Bewohner:innen sauer aufstößt: Die Versiegelung von Ackerland, obwohl genügend Bauland-Reserven vorhanden sind. Hier tauchen jetzt plötzlich Zahlen auf, die die Glaubwürdigkeit an den Wahrheitsgehalt vergangener SP-Aussendungen schwer erschüttert: In seinem Geburtstagsbuch schreibt der Bürgermeister auf Seite 275: “Wir haben in unserer Gemeinde rund 20 ha Baulandreserven”, um daraus ein finsteres Szenario für unsere Infrastruktur abzuleiten. Die Wahrheit scheint doch etwas anders zu sein, zumal “sein” Planungsbüro 2018 eine Bestandsaufnahme durchführte, die auch noch bei den Sommergesprächen 2022 Gültigkeit hatte. Da hieß es: vorhandene Baulandreserven: 70 ha. Prognostizierter Bedarf an Wohnbauland bis 2035: 46 ha. Die Prognose basierte auf dem bereits überdimensionalen Zuzug in unserer Großgemeinde.
Panikmache
Was soll ich jetzt glauben? Dass wir unsere Baulandreserven “verprasst” haben, oder dass die Zahlen des Bürgermeisters schlichtweg falsch sind? Werden bewusst “Ängste” geschürt, damit möglichst weiterer Boden versiegelt werden kann, statt vorhandenes Bauland zu nutzen?
Weitblick und Empathie sind gefragt
Schon klar, dass die vorhandenen Flächen nicht zusammenhängend sind, aber eine vernünftige Ortsentwicklung kann auch ohne einer einzelnen riesigen Fläche stattfinden. Einen Ortsteil mitten im Grünen aus dem Boden zu stampfen kann jeder, sich der Herausforderung einer nachhaltigen, achtsamen und damit wirklich zukunftsorientierten Ortsentwicklung für die GESAMTE Großgemeinde zu stellen, dazu bedarf es Weitblick, Empathie und die Bereitschaft, auf die gesamte Bevölkerung zuzugehen. Vor der Wahl zum Bürgermeister schrieb Sabbata-Valteiner: “Der Flächenwidmungsplan unserer Gemeinde ist viel zu wichtig und zu wertvoll, als dass nur einige wenige darüber bestimmen sollen, wie unser Lebensraum gestaltet wird.” 20 Jahre an der Macht und schon will er davon nichts mehr wissen.
Wie geht es weiter?
Seit 13. Jänner liegt der Entwurf zum Flächenwidmungsplan am Gemeindeamt zur Einsicht auf.
Jede:r Gemeindebürger hat sechs Wochen lang die Möglichkeit, eine Stellungnahme in Form einer Eingabe abzugeben. Was du persönlich tun kannst findest du:
FAZIT:
- Zuzug in natürlichem Maß befürworten wir selbstverständlich, wir finden es einfach erfrischend, neue Personen kennenlernen zu dürfen.
- Es muss gewährleistet sein, dass die Infrastruktur parallel dazu erweitert werden kann, OHNE in den Topf der künftigen Einnahmen greifen zu müssen.
- Die vorhandenen Baulandreserven müssen Priorität vor neuerlicher Versiegelung von Ackerflächen haben.
ORTSENTWICKLUNG IST KEIN HINDERNIS, SONDERN EINE CHANCE
Mittlerweile werden in unzähligen Orten und Städten Ortsentwicklungskonzepte realisiert. Viele Gemeinden haben es verstanden, dass selbstgestrickte Lösungen längerfristig in ein Desaster führen und betrauten daher Professionisten die gemeinsam mit der Bevölkerung und der Gemeinde zukunftsorientierte Konzepte erarbeiten und dann Schritt für Schritt umsetzen.
Radwege
Unser „Radwegenetz“ ist eine Anhäufung von Satellitenradwegen. Der in der Hauptstraße endet Wienerstraßenseitig an der wohl unübersichtlichsten Stelle, jener vom Billa+ weg mündet ebenso ins Nirvana, wie jener beim neuen Kindergarten, der noch dazu weder einen Anfang noch ein Ende hat. Bitte Hr. Bürgermeister überlasse in Zukunft die Planung Fachleuten, damit auch in unserem Ort Fußgänger:innen und Radfahrer:innen gefahrlos unterwegs sein können. Ortsentwicklung bedeutet ein Radwegenetz schaffen, welches neben dem Gesundheitsaspekt zum Ziel hat auf attraktive Weise den innerörtlichen PKW Verkehr zu minimieren.
Verkehrskollaps
Seit vielen Jahren werden an den unterschiedlichsten Ecken unserer Großgemeinde Wohneinheiten aus dem Boden gestampft. Einem Haushalt werden rund 1,5 bis 2 Fahrzeuge zugeordnet. Bis dato gibt es in unserer Großgemeinde kein vernünftiges Verkehrskonzept. Sämtliche Fahrzeuge werden durch das Ortszentrum geleitet, ehe sie auspendeln können.
Das Projekt Wr. Neustädter Straße würde uns alleine 750 - 1000 Fahrzeuge zusätzlich bringen, die ja nicht nur über die seit über 30 Jahren in Aussicht gestellte Umfahrung auspendeln. Deren Lenker:innen werden die Kinder in den Kindergarten bzw. die Schule transportieren, zum Einkaufen fahren, sich in unseren Gastrobetrieben kulinarisch verwöhnen lassen, die Angebote unserer Dienstleister und unsere hoffentlich entstehenden Begegnungszonen in allen Ortsteilen in Anspruch nehmen. Wie die Gegenwart bereits ganz deutlich zeigt, wird dies nicht ohne Auto geschehen.
Sorgenkind Betriebsgebiet
Das entstehende Betriebsgebiet zwischen Wampersdorf und Pottendorf wird das nächste verkehrstechnische Sorgenkind unserer Großgemeinde werden. Der Bürgermeister meint zwar, mit einem Kreisverkehr sei alles gut, die Wirklichkeit wird aber ganz bestimmt anders aussehen. Jener Containerhersteller, der sich auf 20.000 m² - mit Option auf weitere fast 15.000 m² - angesiedelt, wird die Container wohl ausliefern wollen, was natürlich zu einem zusätzlichen LKW-Aufkommen in Richtung Zentrum Pottendorf oder Wampersdorf kommen wird. Sollten die versprochenen vielen Arbeitsplätze Wirklichkeit werden, wird das Verkehrsaufkommen zu den neuen Arbeitsplätzen wohl auch zunehmen. Bevor jetzt jemand glaubt, ich sei gegen das Betriebsgebiet: WEIT GEFEHLT - her mit Arbeitsplätzen. Aber ohne schlüssiges Verkehrskonzept steuert man zwangsläufig in einen Verkehrskollaps. Die permanente Schönrederei von Fakten, wird das Problem nicht lösen. Ortsentwicklung bedeutet auch ein Ortsteile umfassendes Verkehrskonzept - bitte kein selbstgestricktes - für alle Verkehrsteilnehmer erstellen.
Straßen, Gehsteige, Begegnungszonen
Viel zu viele Straßen, Gehwege und Plätze präsentieren sich in einem erbärmlichen Zustand. Ortsentwicklung bedeutet auch Straßen, Gehwege und Plätze in Schuss halten und Begegnungszonen in allen Ortsteilen zu schaffen. Es kann nicht nur den Schlosspark geben.
Vereinsleben
In den vergangenen Jahren hat sich ein absolutes NoGo für die Ortsentwicklung breit gemacht. Vereine werden vermehrt zur “Kooperation” mit der Gemeinde angehalten, was zukünftig dazu führen wird, dass alles unter der “Fuchtel” der Gemeinde stattfinden wird. Die Eigenständigkeit und die Individualität, ja sogar die Identität der Vereine geht dabei verloren: Einheitsbrei statt Vielfalt. Eine schwammig formulierte Aussage über Förderungen muss klaren Förderrichtlinien weichen. Die Vereine unserer Großgemeinde leisten hervorragende Arbeit. Einzelne Vereine links liegen lassen und andere groß hervorheben muss ein Ende haben. Ortsentwicklung bedeutet: die Individualität und die Identität der Vereine zu respektieren und die Entwicklung,das Wachstum der Vereine durch finanzielle und ideelle Zuwendungen zu fördern.
Ortsverbundenheit
Wenn die Schaffenskraft der Bewohner:innen - sei es aus Gleichgültigkeit, Unwissenheit oder gar aus parteitaktischen Überlegungen - unterbunden wird, geht zunächst die Motivation verloren, sich im eigenen Ort zu engagieren. In der Folge schwindet die Identität des Ortes und mutiert zu einem X-beliebig vergleichbaren Wohnraum. Die Identifikation mit diesen Besonderheiten und die Einbindung ins eigene Selbstbild fördern das lokale Engagement. Die emotionale Ortsverbundenheit motiviert, sich für die Entwicklung - und damit für die Zukunft des Heimatortes - einzusetzen und ihn aktiv mitzugestalten. Ortsentwicklung bedeutet, ein Kommunikationsklima auf Augenhöhe zu schaffen, in dem vielfältige Meinungen zugelassen und respektiert werden, sodass daraus eine gemeinsame Ortsverbundenheit entstehen kann.
Wirtschaft
Unsere Großgemeinde mutierte in den letzten Jahren zu einer Wohn- und Schlafgemeinde. Jetzt, kurz vor der Wahl, wird ein Betriebsgebiet erschlossen und lauthals verkündet, dass man Arbeitsplätze schaffe. Fast 20 Jahre wurde nur auf Einwohner:innen Wachstum gesetzt und Wohneinheiten geschaffen, die heimische Wirtschaft wenn, dann nur nach eigenem, persönlichem Gutdünken gefördert oder unterstützt. Die Handels-, Gewerbebetriebe und die Dienstleister:innen unserer Großgemeinde sind Säulen unseres Gesellschaftslebens. Ortsentwicklung bedeutet Unterstützung aller Wirtschaftstreibenden beim Sichtbarmachen ihrer Leistungen, Angebote und Dienstleistungen.
Kultur und Bildung
Ein vielfältiges kulturelles und bildungsorientiertes Angebot ist essentiell, um den Gemeinschaftssinn zu stärken und die Lebensqualität zu erhöhen. Glücklicherweise tut sich in unserer Großgemeinde einiges in dieser Richtung. Verwunderlich ist lediglich die Einstellung der Gemeinde zu den unterschiedlichen Aktivitäten. Manchen Initiativen werden Tür und Tor geöffnet, andere verschwiegen und ausgegrenzt. Ortsentwicklung bedeutet, für Kultur- und Bildungsinitiativen eine Basis zu schaffen, dass diese sich im Sinne und zum Nutzen der Bevölkerung entwickeln können.
Ortsgeschichte
Ein Ort ist mehr als nur ein geografischer Punkt auf der Landkarte. Er ist ein lebendiger Raum, der Geschichten erzählt, Erinnerungen bewahrt und seine ganz eigene Identität trägt. Es liegt an uns, unseren Heimatort und jene Menschen, die ihn geprägt haben, immer wieder mit offenen Augen neu zu entdecken. Ortsentwicklung bedeutet, historisch Relevantes sichtbar zu machen, um die Wurzeln und die Entwicklung der Großgemeinde erfahrbar zu machen.