Ein „vergessenes“ Detail und fragwürdige Entscheidungen
Der Haken? Diese Verpflichtung wurde nie ins Grundbuch eingetragen. Warum? Darüber kann nur spekuliert werden. Noch brisanter: Das vertraglich vereinbarte Wiederkaufsrecht zum damaligen Preis von 200.000 Euro blieb 2019 ungenutzt – eine versäumte Chance, die viele Fragen aufwirft.
2022 folgte dann der Paukenschlag: Die Mühle wechselte für 2,175 Millionen Euro den Besitzer. Im Vertrag hieß es plötzlich, dass keine unerfüllten Bauaufträge oder Auflagen bestehen würden. Was bedeutet das in der Praxis? Kein Wiederaufbau, sondern ein 750 m² großer Wohnblock, dessen Baubewilligung bereits vorliegt.
Von der „Rettung“ zum profitablen Wohnbauprojekt
Medienwirksam wurde der Verkauf als „Beseitigung eines Schandflecks“ und „Wiedererrichtung eines historischen Gebäudes“ gefeiert. Doch die Realität schaut wieder einmal anders aus: Für die Gemeinde und ihre Bürger:innen gibt es kein Happy End – weder kulturell noch finanziell.
Politisches Schweigen, gesellschaftliche Ohnmacht
Die Politik schweigt, unabhängig von Parteifarbe. Auch der ortsansässige Verein, der sich der Historie unserer Großgemeinde verschrieben hat, beschäftigt sich offenbar lieber mit sich selbst. So bleibt es wieder einmal mir überlassen, unangenehme Fragen zu stellen – und dafür als ewige Nörgler abgestempelt zu werden.
Ein Plädoyer für den Erhalt der Geschichte
Kulturelles Erbe ist kein Selbstzweck. Es ist Identität, Wurzel und Verantwortung. Dass solche Projekte leichtfertig in den Sand gesetzt werden und Geld, das auf der Straße liegt, nicht aufgehoben wird, sollte uns alle alarmieren. Denn wenn erst alles zu spät ist, gibt es kein Zurück mehr.
Ach ja, im Moment steht die Liegenschaft für 2,9 Mio zum Verkauf
Fragen über Fragen
- Hat die Gemeinde hier eine Chance vertan und den potenziellen Mehrwert aus den Augen verloren?
- Hat die Gemeinde durch mangelnde Kontrolle und den Verzicht auf das Wiederkaufsrecht einen erheblichen finanziellen Vorteil aus der Hand gegeben?
- Hat die Gemeinde durch ihr Versäumnis, das Wiederkaufsrecht auszuüben, einer kleinen Gruppe einen Millionenprofit ermöglicht?
- Wurde hier öffentliches Vermögen leichtfertig aus der Hand gegeben – auf Kosten der Steuerzahler?
Fazit: Versäumnis unterstützt Profitgier und vernichtet Identität
Die Geschichte der Schlossmühle in Pottendorf zeigt, wie kulturelles Erbe im Spannungsfeld von Profitstreben und politischer Gleichgültigkeit verloren geht. Statt eines historischen Wiederaufbaus bleibt ein weiteres Wohnprojekt – und den Bewohner:innen eine schmerzhafte Lektion über verpasste Chancen.
Ausschnitt aus der Gemeindezeitung Ausgabe April 2010
Elitäre Wohnungen verdrängen ein Stück unserer Ortsidentität