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Kritisch betrachtet

Wie in jeder Gemeinde, gibt es auch bei uns viele Themen, die bei genauerem Hinsehen etwas anders erscheinen, als sie im ersten Augenblick wahrgenommen wurden. Halbinformationen, Schönreden und gezieltes "verschleiern" sind in vielen Fällen die Ursache. Um so wichtiger, die rosarote Brille abzunehmen und ein Thema auch einmal von einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das soll hier geschehen.
Zur Erinnerung habe ich auch die Beiträge über das sogenannte "Weiterentwicklungskonzept" der Gemeindeführung hier eingestellt. Der damals geäußerte massive Widerstand der Bevölkerung - es gab über 1200 Unterschriften gegen das Projekt - wurde bis heute negiert.
Allfällige Kritik richtet sich nicht gegen Personen (es sei denn sie werden direkt genannt), sondern gegen Vorgehensweisen und Motive wie an Projekte herangegangen wird. Natürlich wird auch die Notwendigkeit von Projekten kritisch hinterfragt und gegebenenfalls in Frage gestellt.

2 Millionen versemmelt?

In Pottendorf läuft einiges schief – und das nicht erst seit gestern. Die Schlossmühle - ein Stück Ortsgeschichte - wurde 2009 unter klaren Bedingungen verkauft: Innerhalb von zehn Jahren sollte sie restauriert 
oder wieder aufgebaut werden. Doch geschehen ist – außer dem Errichten von elitären Wohneinheiten - nichts. Jetzt sieht es aus als ob Pottendorf statt eines kulturellen Juwels ein weiteres Wohnbauprojekt auf´s Aug´gedrückt bekommt. Und das, obwohl im ursprünglichen Kaufvertrag der Wiederaufbau der Schlossmühle ausdrücklich als „vertragswesentlich“ festgelegt war.

Ein „vergessenes“ Detail und fragwürdige Entscheidungen

Der Haken? Diese Verpflichtung wurde nie ins Grundbuch eingetragen. Warum? Darüber kann nur spekuliert werden. Noch brisanter: Das vertraglich vereinbarte Wiederkaufsrecht zum damaligen Preis von 200.000 Euro blieb 2019 ungenutzt – eine versäumte Chance, die viele Fragen aufwirft.

2022 folgte dann der Paukenschlag: Die Mühle wechselte für 2,175 Millionen Euro den Besitzer. Im Vertrag hieß es plötzlich, dass keine unerfüllten Bauaufträge oder Auflagen bestehen würden. Was bedeutet das in der Praxis? Kein Wiederaufbau, sondern ein 750 m² großer Wohnblock, dessen Baubewilligung bereits vorliegt.

Von der „Rettung“ zum profitablen Wohnbauprojekt

Medienwirksam wurde der Verkauf als „Beseitigung eines Schandflecks“ und „Wiedererrichtung eines historischen Gebäudes“ gefeiert. Doch die Realität schaut wieder einmal anders aus: Für die Gemeinde und ihre Bürger:innen gibt es kein Happy End – weder kulturell noch finanziell.

Politisches Schweigen, gesellschaftliche Ohnmacht

Die Politik schweigt, unabhängig von Parteifarbe. Auch der ortsansässige Verein, der sich der Historie unserer Großgemeinde verschrieben hat, beschäftigt sich offenbar lieber mit sich selbst. So bleibt es wieder einmal mir überlassen, unangenehme Fragen zu stellen – und dafür als ewige Nörgler abgestempelt zu werden.

Ein Plädoyer für den Erhalt der Geschichte

Kulturelles Erbe ist kein Selbstzweck. Es ist Identität, Wurzel und Verantwortung. Dass solche Projekte leichtfertig in den Sand gesetzt werden und Geld, das auf der Straße liegt, nicht aufgehoben wird, sollte uns alle alarmieren. Denn wenn erst alles zu spät ist, gibt es kein Zurück mehr.

Ach ja, im Moment steht die Liegenschaft für 2,9 Mio zum Verkauf

Fragen über Fragen

  • Hat die Gemeinde hier eine Chance vertan und den potenziellen Mehrwert aus den Augen verloren?
  • Hat die Gemeinde durch mangelnde Kontrolle und den Verzicht auf das Wiederkaufsrecht einen erheblichen finanziellen Vorteil aus der Hand gegeben?
  • Hat die Gemeinde durch ihr Versäumnis, das Wiederkaufsrecht auszuüben, einer kleinen Gruppe einen Millionenprofit ermöglicht?
  • Wurde hier öffentliches Vermögen leichtfertig aus der Hand gegeben – auf Kosten der Steuerzahler?

Fazit: Versäumnis unterstützt Profitgier und vernichtet Identität

Die Geschichte der Schlossmühle in Pottendorf zeigt, wie kulturelles Erbe im Spannungsfeld von Profitstreben und politischer Gleichgültigkeit verloren geht. Statt eines historischen Wiederaufbaus bleibt ein weiteres Wohnprojekt – und den Bewohner:innen eine schmerzhafte Lektion über verpasste Chancen.

800 Schlossmuehle Gemeindezeitung Ausschnitt

Ausschnitt aus der Gemeindezeitung Ausgabe April 2010

800 schlossmuehle 2023 1600

Elitäre Wohnungen verdrängen ein Stück unserer Ortsidentität 

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