Kosten wie der gesamte Park
Das Objekt der Begierde ist 45 m² klein und hat bis dato ca. 450.000 Euro an Steuergeldern, Förderungen (Land NÖ und Bundesdenkmalamt) und Spenden verschlungen. Zählt man die unüberschaubar geleisteten Stunden an Eigenleistung durch die Gemeindearbeiter (da gibt es unverständlicherweise keine Aufzeichnungen [!?]), die Kosten für weitere Einrichtungsgegenstände, die Verlegung des Kanals von der Neustiftgasse bis zum WC-Container und die weiteren notwendigen Sanierungsmaßnahmen dazu, ist man vermutlich schon über den Kosten vom Ankauf des gesamten Schlossparkareals.
Cappuccino mit Wasser im Grünen
Soweit sind wir noch lange nicht, auch wenn Mitte April in einem Video-Update angekündigt wurde, dass die Fertigstellung Ende Mai sein wird und die Inbetriebnahme Anfang Juli erfolgen solle. Das Wasser ist in den Wänden statt neben der Cappuccinotasse und das Grün bezieht sich auf die vermooste Fassadenfarbe und nicht auf die Idylle des Schlossparks. Kürzlich wurde die Fassaden zwar kosmetisch übermalt, ein neuerliches Abplatzen der Farbe scheint jedoch unvermeidlich, wurden doch - laut Auskunft von Fachleuten - teilweise untaugliche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt und dem seit Jahrzehnten nassen Mauerwerk viel zu wenig Austrocknungszeit gewährt. Schenkt man den Aussagen der Arbeiter glauben - und da spricht ja nichts dagegen - gibt es bereits einen weiteren Sanierungstermin im Frühjahr.
Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten
Das Wächterhaus ist das dritte Projekt der Gemeindführung, bei dem ein Gastrobetrieb in einem öffentlichen Gebäude integriert werden soll. Beim Kommunikationszentrum in Landegg stand neben einem kleinen Café sogar ein Lebensmittelgeschäft für die Landegger Bevölkerung auf dem Plan, welches zukünftig die Nahversorgung sicherstellen sollte. Dass daraus nichts wurde, ist ja kein Geheimnis.
Auch das geplanten Caféhaus im neuen Gemeindeamt in der Alten Spinnerei wurde nie in die Tat umgesetzt. Natürlich waren die “Anderen” schuld. Dass bei der Planung keine erfahrenen Gastrofachleute einbezogen wurden, oder im Vorfeld keine durchaus notwendig gewesene Bedarfserhebung stattgefunden hat, verschweigt man lieber.
Dass man offensichtlich lieber Steuer- Förder- und Spendengelder verschwendet statt aus Fehlern zu lernen, zeigt die Vorgehensweise beim Wächterhaus.
52 Wochen, 5 Tage die Woche
Geht es nach der Gemeindeführung, soll der/die Pächter:in ganzjährig fünf Tage pro Woche geöffnet haben. Dass dies ohne Angestellte nicht durchführbar ist, leuchtet wohl jedem ein. Das VP-Plus Team hat - laut eigenen Angaben - eine Rentabilitätsrechnung vorgelegt um vor Augen zu führen, dass ein halbwegs kostendeckender Betrieb eines Caféhauses unter den erwähnten Umständen (extrem hohe Sanierungskosten, ständig notwendige weitere Sanierungsmaßnahmen, die geringe Größe des Objekts…) nicht gewährleistet ist.
Fazit: Reißleine ziehen
Die eklatante Fehlentwicklung des Projekts macht es unbedingt notwendig eine Kurskorrektur vorzunehmen. Sowohl die Nutzung, als auch das Sanierungskonzept gehören dringend evaluiert. Auch Erreichbarkeit, Parkplätze für Personal, Gäste, Warenanlieferung und mögliche Frequenz müssen mit Fachleuten diskutiert werden. Mit Schönreden in der Gemeindezeitung muss Schluss sein.
Unter dem Motto: „Wert für die Gemeinschaft, statt Glanz für die Galerie.“ müssen Gespräche auf Augenhöhe geführt werden. Ein Ende mit Schrecken ist allemal verantwortungsvoller, als ein Schrecken ohne Ende.
Die Verantwortlichen sollten unter Einbeziehung von Fachleuten gemeinsam das Projekt neu bewerten und ihm eine nützliche Richtung im Sinne der Bewohner:innen unserer Großgemeinde geben.